Es gibt keine spezielle „MS -Diät", mit der eine Heilung der Erkrankung erzielt werden kann. Doch man weiß auch, dass eine falsche Ernährung einen ungünstigen Krankheitsverlauf fördern kann. Inzwischen gesammelte Erfahrungswerte mit verschiedenen Ernährungskonzepten können bei der Lebensmittelauswahl hilfreich sein.
Einige Bestandteile von Nahrungsmitteln können die entzündlichen Prozesse bei Multipler Sklerose beeinflussen. Untersuchungen haben gezeigt, dass im Überfluss genossene tierische Fette die Entzündungsprozesse bei Multipler Sklerose verstärken, während Fisch- und Pflanzenöle diesen Prozessen entgegenwirken.
Auch Antioxidantien haben in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung in der Ernährung. Zu ihnen zählen die Vitamine A, C und E, Beta-Karotin (eine wichtige Vorstufe des Vitamin A) sowie die Spurenelemente Kupfer, Selen und Zink. Durch ihre Wirkung als „Radikalfänger" beeinflussen sie das Entzündungsgeschehen im Körper positiv.
Bei Multipler Sklerose empfiehlt sich eine vorwiegend lactovegetarische Kost. Dabei wird weitgehend auf Fleisch, tierische Fette, Eier und Eiprodukte verzichtet. Fettarme Milch und Milchprodukte werden jedoch aufgrund ihres Kalziumgehalts empfohlen.
Wir können folgende ausgewogene Ernährungsweisen für Menschen mit MS empfehlen:
Eine Ernährungsumstellung kann jedoch auf keinen Fall die medikamentöse Therapie ersetzen, sondern diese allenfalls unterstützen.
Warum du auf Nachtschattengewächse bei Multiple Sklerose verzichten solltest
Was sind Nachtschattengewächse?
Nachtschattengewächse bei Multiple Sklerose können zu einigen Problemen führen. Sie sind Nutzpflanzen von denen einige Arten zum Verzehr geeignet sind. Einige Sorten sind neurotoxisch. Ein Neurotoxin ist ein Gift welches speziell deine Nerven angreift! Die Giftstoffdichte variiert von Sorte zu Sorte.
Zu den Nachtschattengewächsen zählen:
Tomaten
Tomarillo
Auberginen
Kartoffeln
Paprika
Cayennepfeffer
Artischocke
Melone
Chillischoten
Engelstrompete
Stachelbeere
Heidelbeere
Tabak
Stechapfel
Nachtschattengewächse haben ihren Namen (höchstwahrscheinlich) aufgrund ihrer medizinischen Wirkung. Sie wurden im Mittelalter gegen Albträume eingesetzt. Sorten wie die Tollkirsche nannte man aufgrund ihrer LSD-ähnlichen Wirkung auch Hexenkraut!
Nachtschattengewächse fördern Entzündungen
Nun zum eigentlichen Problem.
Nachtschattengewächse haben den Ruf Entzündungen und Nervenschmerzen auszulösen. Der Grund dafür sind Alkaloide. In zu hohen Mengen führen sie zu Lähmungen des zentralen Nervensystems. Deshalb sollten Nachtschattengewächse bei Multiple Sklerose gemieden werden. Es wird angenommen, dass Personen mit einem angegriffenen Nervensystem empfindlicher auf Alkaloide reagieren als gesunde Menschen.
Natürlich sind die Alkaloidmengen in Kartoffeln, Tomaten und Paprikaschoten nicht so hochkonzentriert, dass sie dein Nervensystem lahmlegen. Sie können aber sehr wohl für stechende Nervenschmerzen und Empfindungsstörungen sorgen. Es wird sogar angenommen, dass ein Großteil der Athritisfälle in den USA fehldiagnostizierte Nebenwirkungen von Nachtschattengewächsen sind. (Arthritis ist eine entzündliche Gelenkerkrankung) Deshalb sollte man auf Nachtschattengewächse bei Multiple Sklerose verzichten!
Wie finde ICH heraus welche Nachtschattengewächse Multiple Sklerose verschlimmern?
Das ist der schwierige Teil. Um eine Unverträglichkeit an dir selbst zu testen, musst du erst einmal drei Monate auf alle Nachtschattengewächse verzichten. Genau – 90 Tage keine Kartoffeln, keine Tomaten, Paprika oder Chilischoten.
Aber keine Sorge. Am Anfang fällt es dir vielleicht schwer, aber wenn es hilft ist es IMMER (wirklich IMMER) einen Versuch wert oder? Außerdem sind alle Rezepte auf unserer Seite frei von Nachtschattengewächsen. Damit wollen wir dir die Aussortierung leichter machen. Unser MS-Superfood findest du hier.
Wenn du überhaupt nicht auf Tomaten Auberginen und Kartoffeln verzichten kannst, musst du nach diesen drei Monaten ein Lebensmittel der Liste oben wieder mit in deinen Speiseplan einbauen. Aber wirklich immer nur eine Sorte nach der Anderen! In den nachfolgenden Tagen bzw. Wochen, achtest du darauf ob deine Symptome zurückgekehrt sind. Kehren sie zurück, lass sie wieder weg.
Wie ich herausgefunden habe, dass Nachtschattengewächse bei Multiple Sklerose schaden
Vor meiner Ernährungsumstellung habe ich damals starke Beschwerden während einer Chilidiät gehabt. Kidneybohnen, Chilischoten und Tomatensoße waren scheinbar zuviel. Ich hatte Nervenschmerzen, war mega gereizt konnte schlecht schlafen und war dementsprechend unausgeglichen. Es waren zu der Zeit einfach zu viele Alkaloide und zu viele Lektine! Wenn dich das Thema Lektine interessiert, gehe ich da gerne in einem weiteren Beitrag noch einmal genau drauf ein! Lass es mich wissen!
Wenn du eine positive Entwicklung deiner Beschwerden feststellen kannst, lasst die Nachtschattengewächse weg und bleib einfach dabei. Nie habe ich versucht Kartoffeln und Co in meinen Ernährungsplan zurück zu integrieren. Ich verzichte seit knapp einem Jahr auf Nachtschattengewächse und habe nur noch sehr selten Nervenschmerzen und fühle mich im Allgemeinen vitaler! Ich habe auch nicht mehr diese ätzenden Erschöpfungszustände.
Wenn du das Durchhaltevermögen hast, streiche sie von deinem Ernährungsplan und ersetze sie mit anderen, besseren Lebensmitteln. Ein Versuch ist es allemal wert. In unserer Rezepte Rubrik findet ihr viele gesunde Mahlzeiten, die euch dabei helfen die 90 Tage durchzuhalten!
Katis Fazit
Alkaloide in Nachtschattengewächsen bei Multipler Sklerose schaden mehr als sie nützen! Im Selbstversuch konnte ich nach dem Weglassen von Kartoffeln, Tomaten und Chili eine rasche Verbesserung meiner Symptome feststellen. Ich sehe deshalb auch keinen Grund die oben genannten Lebensmittel in irgendeiner Form wieder in meine Ernährung zu integrieren. Es gibt tolle Alternativen, wie ich festgestellt habe. Solltet ihr allerdings nicht komplett auf Nachtschattengewächse verzichten können, solltet ihr sie meiner Meinung nach reduzieren und weitestgehend meiden. Eine kleine Besserung werdet ihr damit wohl auch erzielen. Und wenig ist doch immer besser als gar nicht?! ☺
Was habt Ihr für Erfahrungen mit Nachtschattengewächsen gemacht? Haben sie eure Multiple Sklerose beeinflusst? Oder verzichtet ihr bereits auf Tomaten, Kartoffeln und Co? Lasst es mich in den Kommentaren wissen. Ich würde gerne wissen wie ihr dazu steht.
Eine gängige Empfehlung lautet 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag, das entspricht rund 650 g, genauer gesagt:
Damit werden wertvolle Nährstoffe zugeführt, die unsere Gesundheit fördern, z. B. sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamine.
Die in Obst und Gemüse enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe geben nicht nur Pflanzen ihre Farbe, sie haben auch vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen: Sie dienen als Abwehrstoffe gegen Fraßfeinde, Bakterien oder Viren und wirken als Wachstumsregulatoren. Sie zählen zwar nicht zu den lebensnotwendigen Nährstoffen, haben aber Einfluss auf viele Stoffwechselprozesse. Weitere mögliche Gesundheitseffekte sind, dass sie das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen senken, Blutgefäße erweitern, den Blutdruck senken, Entzündungen hemmen und antibakterielle Wirkungen entfalten. In der Tabelle finden Sie eine Auswahl über die möglichen gesundheitsfördernden Wirkungen einiger sekundärer Pflanzenstoffe. Dieser liegen zahlreiche Ergebnisse aus Studien zum Einfluss dieser Stoffe auf das Risiko für die Entstehung verschiedener Krankheiten beim Menschen zugrunde.
Eine Obstmahlzeit leistet einen wertvollen Beitrag zur gesunden Ernährung bei MS. Sie enthält die wichtigen Antioxidantien Vitamin C, Vitamin E und Beta-Karotin, die wichtigste Vorstufe des Vitamin A. Bei einer ausgewogenen Ernährung ist für gesunde Menschen die Versorgung mit diesen Vitaminen ausreichend. Bei Menschen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen wie
z. B. Multipler Sklerose kann der Bedarf an Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Beta-Karotin höher liegen, da durch den Entzündungsprozess verstärkt freie Radikale entstehen. Freie Radikale können den Entzündungsprozess im Körper weiter vorantreiben oder möglicherweise auch auslösen.
Durch eine gesunde Lebensweise kann man bedingt Einfluss auf die Entstehung freier Radikale und ihre schädigende Wirkung nehmen. Dazu gehören beispielsweise der tägliche Aufenthalt an der frischen Luft und eine ausgewogene Ernährung mit einer ausreichenden Zufuhr an antioxidativ wirkenden Radikalfängern wie Vitamin E, Vitamin C und Beta-Karotin. Sie helfen die Bildung von entzündungsauslösenden Stoffen zu unterdrücken und sind am Abbau freier Radikale beteiligt.
Beta-Karotin: Dieser sekundäre Pflanzenstoff ist vor allem in gelben, grünen und roten Gemüsesorten (z. B. Paprika, Brokkoli, Tomate, Möhren, Spinat) und einigen Früchten (z. B. Aprikose, Mango, Honigmelone) enthalten. Tipp: Wenn Sie Beta-Karotin-reiche Lebensmittel mit ein wenig Fett zubereiten bzw. verzehren, wird das Vitamin besser aufgenommen. Auch der „Verarbeitungsgrad" der Nahrungsmittel ist wichtig: Aus rohen Möhren wird Beta-Karotin kaum vom Körper aufgenommen, gedünstet oder sehr klein geraspelt sieht es schon viel besser aus.
Vitamin E: Zu den besten Lieferanten aus der Nahrung zählen Pflanzenöle (z. B. Raps-, Weizenkeim- oder Sonnenblumenöl), Nüsse, Mandeln, Ölsaaten (z. B. Leinsamen) sowie Hafervollkorn.
Vitamin C: Reichlich enthalten ist es z. B. in Zitrusfrüchten, Sanddornsaft, Erdbeeren, schwarzen Johannisbeeren, Sauerkraut, Blumenkohl, Brokkoli und Paprika.
Obst kann als gesunde Zwischenmahlzeit in Salaten, Hauptgerichten oder Desserts täglich auch mehrmals Verwendung finden.
Die Frage, ob und wie Ernährung das Immunsystem beeinflusst, ist derzeit Gegenstand vieler medizinischer Studien. Klar ist bislang: Fettsäuren und Vitamine spielen bei entscheidenden Prozessen im Körper eine wichtige Rolle. Das Wissen beispielsweise um die entzündungshemmende Wirkung einiger Lebensmittel kann für Menschen mit MS ein wertvolles Instrument sein, um gegen die Erkrankung selbst aktiv zu werden, wie das Beispiel von Christiane Wiese zeigt. Seit der Diagnose 2010 hat sie ihre Ernährung verändert und festgestellt, dass sie einige Symptome der MS damit in den Griff bekommen kann. MS und Ich sprach mit ihr und der auf Ernährungsfragen bei MS spezialisierten Neurologin Dr. Verena Isabell Leussink über entzündungshemmende Lebensmittel, das richtige Maß bei der Nahrungsergänzung und die Intuition als besten Ratgeber.
Momentan gibt es noch keine eindeutigen wissenschaftlichen Ergebnisse dazu. Aber selbst wenn MS bis heute nicht heilbar ist, wissen wir, nicht zuletzt von den Patienten selbst, dass nicht nur medikamentöse Therapien, sondern auch die Lebensumstände des Einzelnen Einfluss auf die Erkrankung haben. Dabei tritt die Bedeutung von gesunder Ernährung zunehmend in den Fokus der Forschung.
Am Anfang habe ich nichts umgestellt. Aber ich bin durch die Betreuungsprogramme sensibler für das Thema geworden. Ich habe viel darüber gelesen und gemerkt, dass mir z. B. Fleisch nicht gut tut. Das gilt vor allem für rotes Fleisch, also Rind und Schwein. Darum lasse ich diese Fleischsorten so gut es geht links liegen. Das tut mir gut, das merke ich.
Woran merken Sie das?
Ich fühle mich aktiver und bin weniger gestört durch das Lhermitte-Syndrom. Das ist wie ein Blitz, der mich durchfährt, wenn ich den Kopf nach vorne beuge. Dieses MS-Symptom spüre ich wesentlich stärker, wenn ich Fleisch gegessen habe. Auch das begleitende Kribbeln im Kopf kommt, wenn ich Fleisch esse.
Früher kamen oft Fertiggerichte, normale Butter, fetter Käse, fette Milch in meinen Einkaufswagen. Gemüse weniger, weil ich nicht gerne oft einkaufen gehe und Gemüse immer schnell schlecht wird. Heute kaufe ich fettreduzierte Lebensmittel und achte darauf, dass in den Produkten vor allem pflanzliche Fette enthalten sind. Und da früher Chips mein „Laster" waren, habe ich mich an Alternativen gewöhnt: Ich brauche häufig etwas zu essen, wenn ich lerne. Da nehme ich zum Beispiel Trockenobst. Das ist zwar nicht so gut wie ein frischer Apfel, aber immerhin habe ich einen Snack.
Wir unterscheiden zwischen Fettsäuren, die entweder entzündungshemmend oder entzündungsfördernd sind. In Fleisch findet sich die sogenannte Arachidonsäure. Das ist eine Omega-6-Fettsäure, die eher entzündungsfördernd wirkt. In Fisch hingegen ist Eicosapentaensäure enthalten. Sie gehört zu den Omega-3-Fettsäuren und ist entzündungshemmend. Ähnlich ist das auch bei Alpha-Linolensäure, die sich beispielsweise in Rapsöl in großen Mengen findet. Deshalb mein Fazit: Tierische Fette nur in Maßen und zwei Mal in der Woche Fisch.
Bei einer von ihnen stehen beispielsweise nur rohe Lebensmittel auf dem Speiseplan. Ich empfehle meinen Patienten diese Diäten nicht, weil diese das Risiko tragen, zu einer Mangelversorgung an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen zu führen.
Gerade was Immunkrankheiten angeht, gewinnen Vitamine zunehmend an Bedeutung in der ernährungsmedizinischen Forschung. Vor allem Vitamine mit einer sogenannten antioxidativen Wirkung wie Vitamin C und E. Sie können die entzündungsfördernde Wirkung der Arachidonsäure hemmen, welche durch sogenannte Sauerstoffradikale verursacht wird. Die Vitamine können die Sauerstoffradikale „einfangen". Allerdings ist die Studienlage bis heute dürftig: Langzeitstudien gibt es noch nicht. Deshalb kann man heute auch noch nicht behaupten, dass zusätzliches Vitamin C und E bei der MS von Nutzen ist. Dennoch rate ich einigen meiner Patienten, Vitamin C und E zu sich zu nehmen – am besten über Obst und Nüsse und weniger in Form hochkonzentrierter Nahrungsergänzungsmittel. Denn in zu hohen Dosen haben auch Vitamine eine gewisse toxische Wirkung.
Frau Dr. Leussink: Die Auswirkung von Vitamin D auf das Immunsystem ist momentan ein viel diskutiertes Thema in der Wissenschaft. Es gibt einzelne kleinere Studien, die zeigen, dass mit einer verstärkten Vitamin D-Produktion in der Haut das Risiko eine MS zu entwickeln sinken kann. Und die Sonne ist dafür verantwortlich, dass Vitamin D gebildet wird. Groß angelegte Langzeitstudien, die diesen Zusammenhang beweisen können, fehlen derzeit noch. Doch fest steht, dass am Äquator, wo wir extrem viele Sonnenstunden haben, kaum MS auftritt. In Richtung der Pole hingegen, wo die Sonneneinwirkung niedriger ist, tritt die MS häufiger auf. Andere Studien deuten darauf hin, dass Vitamin D auch den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen kann. Aber auch hier fehlen derzeit noch zuverlässige Daten. Somit, nach allem, was wir wissen, könnte Tageslicht für Patienten mit MS hilfreich sein.
Es ist ein gewisses Dilemma: Rein wissenschaftlich betrachtet gibt es bislang für keinen isolierten Nahrungsinhaltstoff einen sicheren therapeutischen Wirksamkeitsnachweis bei der Multiplen Sklerose. Und wenn man die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung hinzuzieht, liest man, dass bei einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung Nahrungsergänzungsmittel nicht notwendig sind. Jetzt sind wir im Falle von MS aber in einer Sondersituation und hier gilt es jeweils abzuwägen – wenn die Patienten ein weitgehend normales Leben führen können, stehe ich der Einnahme von vielen Nahrungsergänzungsmitteln skeptisch gegenüber. Wenn ich aber einen Patienten habe, der kaum noch an die Sonne und frische Luft kommt, können Ergänzungsmittel, insbesondere Vitamin D sehr hilfreich sein.
Ja, ich nehme Fischölkapseln, weil ich ungern Fisch esse, gleichzeitig aber weiß, dass die Omega-3-Fettsäuren wichtig für mich sind. Und ich nehme Vitamin D, weil ich ein heller Hauttyp bin und nicht gern in die Sonne gehe. Ansonsten habe ich festgestellt, dass mir zusätzlich zum Fleischverzicht Alpha-Liponsäure gegen das Lhermitte- Syndrom guttut. Das Präparat, das ich nehme, ist eigentlich für Diabetiker gemacht, aber es scheint meine Nervenzellen zu beruhigen.
Frau Dr. Leussink: Das ist interessant. Eine Patientin von mir nimmt auch Alpha-Liponsäure. Wissenschaftlich kann man gar nicht festmachen, warum das hilft. Aber sie sagt ebenfalls: „Ich brauche das einfach immer mal wieder." Das sind subjektive Beschreibungen, für die es gegenwärtig keine wissenschaftliche Erklärung gibt. Da gilt es, auf sein Inneres zu hören. Ich sage immer zu meinen Patienten: Hören Sie auf Ihren Körper, dann schadet es auch nicht.
Frau Dr. Leussink: Borretschöl enthält einen hohen Anteil an Gamma-Linolensäure. Diese entfaltet entzündungshemmende Eigenschaften. Obwohl es von verschiedenen Autoren zur Ergänzung der Nahrung bei unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen empfohlen wird, ist es kein Medikament, sondern eine wertvolle Ergänzung Ihrer Ernährung.
Frau Wiese: Was heißt das?
Frau Dr. Leussink: Kaltgepresstes Borretschöl können Sie beispielsweise gut zum Würzen von Salatsaucen verwenden.
Wichtig ist, sich nicht zu kasteien. Man darf ruhig mal Schokolade oder ein Eis essen. Es nützt nichts, kurzfristig die Ernährung umzustellen oder eine Diät zu machen. Entscheidend ist die Einstellung, die man zum Essen entwickelt. Denn nur damit lässt sich eine mittel- bis langfristige Umstellung der Ernährungsgewohnheiten schaffen. Über Monate und Jahre hinweg geht es darum, die gesamte Darmfunktion umzustellen. Ausrutscher machen dabei gar nichts. Wichtig ist, sich abwechslungsreich zu ernähren und seiner Intuition zu folgen. Meistens sendet der Körper eindeutige Signale dazu, was er braucht und was er nicht so gut verträgt. Zur Überprüfung sollten Patienten immer mal wieder die eine oder andere Blutuntersuchung machen, um zu sehen: Wie sind die Anteile oder auch die sogenannten Spiegel einzelner Substanzen im Blut? Denn wenn diese im Normbereich sind und auch sonst keine Anzeichen für eine Mangelversorgung an bestimmten Mineralstoffen bestehen, kann man auf Nahrungsergänzungsmittel auch verzichten.
Sind derartige Blutuntersuchungen Teil der normalen Behandlung?
Nein, bis dato ist das leider nicht der Fall. Aber ich plädiere sehr dafür, diese Untersuchungen zu machen. Denn häufig ist es so, dass beispielsweise Äußerungen von Patienten wie ‚ich bin immer müde', oder ‚ich bin schlapp', oder ‚ich fühl mich fahl', oder auch ‚ich bin traurig' als Symptome der MS und daher als „normal" abgetan werden. Dabei hängen diese Zustände häufig damit zusammen, dass dem Körper eine oder mehrere Substanzen fehlen, die es dann auszugleichen gilt. Und vieles lässt sich dabei durch eine gesunde Ernährung erreichen.
Frau Wiese, Frau Dr. Leussink, wir danken Ihnen für dieses offene und sehr interessante Gespräch.
Bei der ausgewogenen Ernährung zählt das Ganze: In der Nahrungsaufnahme ist nicht nur die absolute Menge entscheidend, sondern das Verhältnis. Bei Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren sollte es kleiner als 5 zu 1 sein. Das heißt, man sollte höchstens fünf Mal so viel Omega-6 -wie Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen. Zunächst denkt man, das ist doch viel zu viel Omega-6-Fettsäure. Doch dabei ist zu bedenken, dass diese in viel mehr Nahrungsmitteln enthalten ist als nur in Fleisch. Deshalb schafft man mit einer einfachen Regel einen guten Ausgleich: Zwei Mal pro Woche Fisch.
Mut zur Gelassenheit: Unlängst ist eine Studie veröffentlicht worden, die über mehr als 25 Jahre den Einfluss von Alkohol und Kaffee auf das Risiko von Frauen, MS zu bekommen, untersucht hat. Die Auswertung ergab: Es gibt keine eindeutige Assoziation zwischen Alkohol- und Kaffeegenuss und dem Auftreten von MS. Deshalb sage ich immer: Die Dosis macht das Gift. Alles in Maßen! Man darf auch mal ungesund essen, ein Glas Wein trinken und eine Nacht durchmachen.
Gleiche Regeln für alle: Letztendlich gelten auch für MS Patienten die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Diese besagen: Ernähren Sie sich vegetarisch orientiert mit ein bis zwei Fleischmahlzeiten pro Woche. Verzichten Sie auf versteckte Fette wie Schokolade, Wurst, Marmeladen, Konfitüren, Süßigkeiten und dergleichen.